Kommunen machen Klima
Aus alt mach neu: Serielle Sanierung bringt Schulgebäude auf neuesten Standard
Aus alt mach neu
Sinkende Schülerzahlen, ein Schulgebäude mit guter Grundsubstanz, aber mit Brandschutzmängeln und ein seit Jahren nicht nutzbares Unter- und Obergeschoss – mit dieser Situation musste sich die Verbandsgemeinde auseinandersetzen. Für das Schulgebäude aus den 1970er Jahren, das ursprünglich für rund 500 Schüler in der damals noch kombinierten Grund- und Hauptschule ausgelegt war und aktuell rund 65 Grundschüler beherbergt, sollte deshalb ein neues Konzept entwickelt werden. Ein innovativer Entwurf des Architekturbüros Axt, das die Sanierung und Weiternutzung des gesamten zweistöckigen und teilunterkellerten Gebäudes in einer Mischnutzung vorsieht, hat den Gemeinderat überzeugt. So sollen neben den Räumlichkeiten für die Grundschule auch die Gemeinde, die Feuerwehr und verschiedene Vereine Räume im Gebäude erhalten. Außerdem sind acht Wohnungen geplant, vier davon barrierefrei. „Die Bausubstanz war durchaus noch erhaltenswert. Der Vorteil für den Schulbetrieb ist, dass die recht großen Räume für die Schule erhalten bleiben. Bei einem Neubau nach den geltenden Schulbaurichtlinien wären diese um einiges kleiner ausgefallen“, beschreibt Architekt Dirk Axt.
Serielle Sanierung
Das Projekt ist ein Leuchtturmprojekt, da es eines der ersten Schulsanierungs-Projekte in Rheinland-Pfalz ist, das sich an der seriellen Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip orientiert.
Dabei werden die einzelnen Elemente in einer Werkhalle passgenau vorgefertigt und dann vor Ort auf die alte Gebäudehülle montiert. Durch dieses Vorgehen dauert zwar die Planungsphase länger, da alle Entscheidungen vorab getroffen werden müssen, dafür geht die Umsetzung auf der Baustelle deutlich schneller vonstatten, die Bauzeit verkürzt sich erheblich. Im besten Falle können dadurch Interimslösungen wie bspw. Container vermieden werden.
Ein weiterer Vorteil: Die Abstimmung der einzelnen Gewerke auf der Baustelle entfällt, weil die Elemente in einem Werk komplett vorgefertigt werden. „Wir erreichen mit diesem Vorgehen zudem eine viel höhere Kostensicherheit aufgrund der großen Vorplanung und der kurzen Bauzeit, was uns - gerade nach den Erfahrungen in den letzten Jahren mit extremen Preissteigerungen in kurzer Zeit - sehr wichtig ist“, betont VG-Bürgermeister Johannes Kuhl.
Nachhaltigkeit im Fokus
Auch Energieeffizienz und Nachhaltigkeit stehen bei der Sanierung der Schule im Fokus. Treibhausgasemissionen und Energieverbrauch werden stark reduziert – laut Berechnung wird der Energieverbrauch um rund 75 Prozent sinken. Durch den Erhalt der bestehenden Bausubstanz, der Nutzung nachhaltiger Baustoffe und die Sanierung mit Holz erreicht das Projekt eine besonders gute Ökobilanz. Um den Nachhaltigkeitsgedanken noch abzurunden: Das Gebäude ist bereits jetzt an ein Nahwärmenetz angeschlossen, das mit Holzpellets beheizt wird. Diese wiederum stammen aus dem gemeindeeigenen Wald, ebenso soll die Fassade mit Holz aus heimischen Wäldern verkleidet werden.
Hoher Anteil an Fördermitteln
Rund 14 Mio. Euro wird die Sanierung voraussichtlich kosten, davon wird ein Großteil aus Fördergeldern aufgebracht: Etwa acht Millionen sind bereits bewilligt, für weitere zwei Millionen Euro wartet die Gemeinde aktuell noch auf den Bewilligungsbescheid. Dabei kommen Fördergelder aus acht verschiedenen Förderprogrammen zum Einsatz. Aktuell startet das Projekt nun in die Ausführungsphase, das heißt, Ausschreibung und Vergabe stehen an. Bis Ende 2027 soll der Schulbetrieb wieder laufen. „Wir gehen mit der seriellen Sanierung neue Wege - ich kann mir gut vorstellen, dieses Prinzip künftig auch auf andere Liegenschaften auszuweiten“, blickt Bürgermeister Kuhl positiv in die Zukunft.
Hintergrund
Im Rahmen einer im Mai 2023 gestarteten Initiative hat die Deutschen Energie-Agentur (dena) gemeinsam mit der Energieagentur Rheinland-Pfalz und dem Holzbau-Cluster Rheinland-Pfalz rheinland-pfälzische Kommunen umfassend über das serielle Sanieren informiert, zu Fördermöglichkeiten beraten, bei der Gebäudeauswahl unterstützt, durch den Ausschreibungsprozess begleitet und zum regelmäßigen Erfahrungsaustausch eingeladen. Die Verbandsgemeinde Arzfeld ist eine der ersten Kommunen in Rheinland-Pfalz, die eine Schule seriell sanieren lässt. Die Verbandsgemeinde Arzfeld hat sich als KKP-Gemeinde (Kommunaler Klimapakt) zu den Klimaschutzzielen des Landes und zu forciertem Engagement im Klimaschutz und bei der Anpassung an die Klimawandelfolgen bekannt.
Ansprechpartner:
Verbandsgemeindeverwaltung Arzfeld,
Bürgermeister Johannes Kuhl
Tel: 06550 974140,
E-Mail: buergermeister@vg-arzfeld.de