Verbandsgemeinde Pellenz: Land der Römer und Vulkane



Durch die von West nach Ost zum Rhein hin leicht abfallende Landschaft fließt der kleine Fluss Nette. Trotz der unmittelbaren Nähe zu den Ballungsgebieten Koblenz und Neuwied konnte die Pellenz ihren Charakter einer ländlichen Region in reizvoller Naturlandschaft bewahren. In den fünf Ortsgemeinden Kretz, Kruft, Nickenich, Plaidt und Saffig leben ca. 16.500 Einwohner. Verwaltungssitz ist in Andernach.

Der Name ′Pellenz′ steht für einen Landstrich, der historisch gesehen weit über den heutigen Verwaltungsbezirk hinausgeht. Er leitet sich ab von dem Herrschaftsbereich „terra palatina“ des Pfalzgrafen Heinrich, der um das Jahr 1000 seine pfalzgräfliche Burg am Ufer des Laacher Sees, auf dem heutigen Gemeindegebiet von Kruft, errichtete. Hier residierte der erste ′Pfalzgraf bei Rhein′.

Die Landschaft der Pellenz ist ein uraltes Siedlungs- und Kulturgebiet. Erste Spuren des Menschen führen bis in die Altsteinzeit (vor rund 200.000 Jahren) zurück. Keltische und römische Siedlungsreste und Grabfelder sind entdeckt worden. Als Fundgrube erwiesen sich dabei die Kratermulden der Osteifelvulkane.

Die geographisch günstige Lage der Verbandsgemeinde in mittelbarer Nähe der Rheinachse, einem der wichtigsten europäischen Verkehrswege, der Mosel und der durch das Verbandsgemeindegebiet führenden Autobahn A 61 sowie der nahen A 48 räumen der Region gute Entwicklungschancen ein.

Aus dem ursprünglich rein landwirtschaftlich geprägten Bezirk entwickelte sich ein Gebiet mit modernen Gewerbebetrieben und Industrieunternehmen. Dank der Bodenschätze von Bims, Basalt, Lava und Tuff entstanden Fabrikationsstätten, deren Produkte nach dem 2. Weltkrieg im erheblichen Umfang zum Aufbau der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere im Wohnungsbau, beitrugen. Der sogenannte Bimsstein war lange Zeit eine der wichtigsten Einnahmequellen der Region.

Noch heute sind hier namhafte Betriebe dieses Industriezweiges angesiedelt. Neben der Industrie bieten eine leistungsfähige Handwerkerschaft sowie Einzelhandel und Gewerbe Einwohnern der Pellenz und darüber hinaus eine solide Erwerbsgrundlage und ein breites Angebot an Waren und Dienstleistungen.

Heute unterliegt die Region einem Strukturwandel. Nicht mehr die industrielle Verarbeitung der Bodenschätze steht im Mittelpunkt. Vielmehr findet auch eine Rückbesinnung auf die Schönheiten unserer Landschaft statt. Die Projekte des Vulkanparks arbeiten insbesondere die geologischen Ursprünge der Region touristisch auf. Im Infozentrum Rauschermühle Plaidt/Saffig des Vulkanparks erwartet den Besucher eine Fülle von Informationen über die Vulkane der Osteifel. Das römische Tuffbergwerk Meurin in Kretz erläutert die antiken Abbaumethoden des Tuffsteins. Das futuristisch anmutende Bauwerk von 55 x 45 Meter Grundfläche hat eine große freitragende Stahl-Glas-Konstruktion, in dem der Besucher über und in einen unterirdischen Steinbruch aus römischer Zeit geführt wird. Aber auch weitere Landschaftsdenkmäler in Nickenich und Kruft weisen auf die vulkanologische Vergangenheit und deren Nutzungen hin.

Zeit vor 13.000 Jahren wird sichtbar

Die Pellenz lädt Besucher zu einer unvergesslichen Reise in die Zeit vor etwa 13.000 Jahren ein. Der gewaltige Ausbruch des Laacher-See-Vulkans erschütterte damals die Region und hinterließ eine heute einmalige Landschaft.

Die weltbekannte Eppelsbergwand in Nickenich, südöstlich des ebenso bekannten Klosters Maria Laach gestattet faszinierende Einblicke in die Gesteinsformationen des Laacher-See-Vulkans. Besitzungen des Klosters Maria Laach in der Pellenz sind seit dem frühen 12. Jahrhundert nachzuweisen. Deshalb entstand 1707 in Kruft das Amt des Propstes. Zur Erhaltung und Renovierung der denkmalgeschützten, barocken Gebäude der Alten Propstei wurde ein rühriger Förderverein gegründet.

Darüber hinaus prägen Bachtäler, alte Mühlen und Überreste der Römerkultur die Pellenz. Beim Abbau des vulkanischen Bimssandes konnten zahlreiche archäologische Fundstücke gerettet werden. Tongefäße, Waffen sowie Schmuck aus der Jungsteinzeit (5000 - 2000 v. Ch.) bis hin zur römischen Epoche (15 v. Ch. - 450 n. Ch.) sind hier zum Vorschein getreten und der älteste Brotfund Deutschlands wurde in Saffig entdeckt. Zu bewundern sind diese einzigartigen Funde im Pellenz-Museum in Nickenich [Anmerkung der Redaktion: Das Museum ist derzeit geschlossen, ein Wiedereröffnungstermin steht noch nicht fest. Stand: August 2021].

In der Ortsgemeinde Saffig findet man eine besondere architektonische Perle: die Barockkirche St. Cäcilia wurde von dem berühmten Baumeister Balthasar Neumann entworfen. Noch eine Besonderheit ist die 1858 errichtete Saffiger Synagoge. Auch hier sorgt großes bürgerschaftliches Engagement für die Erhaltung des Gebäudes und für die wache Erinnerung an die ehemals rege jüdische Gemeinde.

Umfangreiche Wander- und Radwanderwege, das Freibad Pellenz in Plaidt/Saffig und das Freizeitbad Lavamaar Nickenich, moderne Sportstätten, Sport- und Kulturhallen in den Ortsgemeinden sorgen für einen hohen Freizeitwert für Einwohner und Besucher. Die Vielzahl von Vereinen lässt mit ihren Veranstaltungen über das Jahr keine Langeweile aufkommen. Besuchen Sie die Sehenswürdigkeiten oder einfach die ursprüngliche Landschaft der Pellenz. Eine leistungsstarke Gastronomie bietet für jeden Geschmack die richtige Antwort.
 

Weitere Informationen: www.pellenz.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 08/2006