Ortsgemeinde Burgen – Ein Paradies an der Untermosel


Die Ortschaft Burgen war früher in zwei Ortsteile geteilt. Der rechts des Baybaches gelegene Ortsteil hieß Rom und war bis zum Ende der kurtrierischen Herrschaft 1798 eine eigenständige Gemeinde. Größter Grundbesitzer war das Koblenzer Stift St. Kastor. Zu Zeiten der Römer besaß der Ort sogar Stadtrechte. Spuren römischer Besiedlung wurden bei Ausgrabungen vorgefunden.

Bis zur Eingemeindung nach Burgen 1798 zählte der Ortsteil 133 Einwohner. Die Lebensbedingungen für die Menschen waren in all den Jahrhunderten sehr beschwerlich. Mit den Erzeugnissen aus der Landwirtschaft und dem Weinbau hielt man sich über Wasser. Trotz aller Anstrengungen reichte es vorne und hinten nicht. Hinzu kam, dass die arbeitende Bevölkerung noch den „Zehnten“ ihrer Erzeugnisse an die Obrigkeit abzuführen hatte. Familien mit sieben und mehr Kindern waren keine Seltenheit. Bedingt durch die dichte Bebauung waren die Wohnverhältnisse mehr als eingeschränkt. Der nach Quadratmetern größte Raum war das Wohnzimmer, die sogenannte „Stuff“. Diese war der Familie lediglich zu Weihnachten oder besonderen Festtagen zugänglich. Das Familienleben spielte sich vornehmlich in der Küche ab. Jeder Quadratmeter Boden rund ums Haus diente der Selbstversorgung in Form von Gemüse- und Obstanbau. Das Gros der Familien in Burgen hatte Gärten außerhalb der Ortslage, sei es in der Unter- oder Obermark. Landwirtschaftlich genutztes Ackerland befand sich auf den Höhen des Ober- und Niederberges. Mit Nutztieren wurden die Ackerflächen erreicht und bearbeitet. Stallungen und Ökonomiegebäude befanden sich in den Hinterhöfen. Einige Burgener hielten ihr Vieh aus Platzgründen, aber auch als lebender Wärmespeicher, direkt im Wohnhaus.

Strukturwandel an der Mosel

1911 erhielt Burgen die erste Wasserleitung. Bis dahin entnahmen die Bürger ihr Trinkwasser aus öffentlichen Brunnen. Umfangreiche Entwässerungssysteme wurden erst in den 1960er Jahren verlegt. Bis dahin liefen Regen- und Abwasser in die Straßenrinne. Die Toilette befand sich außerhalb des Wohngebäudes. Gebadet wurde zumeist in der Küche. Eine große Zinkbütte wurde auf zwei Stühle gestellt und der Reihe nach wurden dann alle in dem gleichen Wasser gebadet. In den Sommermonaten diente auch die Mosel als Badewanne. Nicht nur die Hygienezustände verbesserten sich 1911 schlagartig, auch die Lichtverhältnisse: Mit der Verlegung der Wasserleitung wurden die Wohnhäuser an das Stromnetz angeschlossen und verfügten nun über eine elektrische Beleuchtung.

Aufschwung und Wohlstand

Der beginnende Wirtschaftsaufschwung in den 1950er Jahren machte sich auch im Dorf bemerkbar. Bauland in der Ober- und Untermark wurden erschlossen und die ersten neuen Wohnhäuser errichtet. Die zumeist mit Moselkies beschaffenen Straßen wurden mit Basaltsteinpflaster ausgebaut.

Straßenbezeichnungen waren bis dahin die Ausnahme. Sie waren sehr allgemein gehalten und orientierten sich an Flurnamen oder den Namen dort wohnhafter Familien. Nur einige wenige Gassen und Straßen waren in den Flurkarten der 1920er und 1930er Jahre vermerkt. Die mit Kopfsteinpflaster ausgebaute Moselstraße war gleichzeitig die am Ort vorbeiführende Hauptverkehrsstraße. Für die Dorfbewohner war sie die „Chosi“, abgeleitet aus dem französischen „Chaussee“. In den 1960er Jahren wurde parallel die heutige Bundesstraße 49 gebaut.

Burgen heute

Das Ende der 90er-Jahre erschlossene Neubaugebiet „Wingertsweg“ hat viele junge Familien zum Bleiben oder aus der Region zum Zuzug bewegen können. Sank die Bevölkerungszahl zeitweise auf 738 Personen, ging es schließlich stetig bergauf bis zum aktuellen Stand von 776 Einwohnern. In den Jahren 2001 bis 2005 wurden alle Straßen im Dorfkern von Grund auf saniert. Eine Erneuerung des Kanalsystems ging einher mit der kompletten Neugestaltung des Oberbaus samt Pflasterungen. Daneben wurde im Einvernehmen mit den Anwohnern das historische Erscheinungsbild der Straßen wiederhergestellt. Straßen erhielten neue Bezeichnungen und Nummerierungen, während Gassen zu Straßen umbenannt wurden.

Der Tourismus ist dabei das größte wirtschaftliche Standbein der Gemeinde. Neben zwei großen Campingplätzen, von denen einer sogar höchstprämiert ist, gibt es am Ort zwei Hotels mit jeweils über 80 Betten, mehrere Privatpensionen und 18 Ferienwohnungen. Drei Restaurants, zwei lauschige Weinstuben und die sehenswerte Kult-Bootsgaststätte „Zum Klabautermann“ laden zum Verweilen ein. Zwei Premium-Wanderwege, die Möglichkeit zum Gleitschirmfliegen oder Fahrradfahren, ein Boote-Verleih und mehrere Burgen in der näheren Umgebung bieten ein breites Spektrum an Freizeitaktivitäten.

Hübsche Anekdote: Der Tourismus brachte auch viele Besucher aus den Niederlanden ins Dorf, was dazu führte, dass sich inzwischen sechs niederländische Familien ein Haus gekauft haben und in Burgen an der Mosel sesshaft geworden sind.

Weitere Informationen

www.burgenuntermosel.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 04/2020