Gemeinde Limburgerhof – kleine Stadt mit großer Zukunftsdynamik


Dort, wo vier Gemeinden seit Jahrhunderten an der alten römischen Rheintalstraße zusammenstießen und von der 1947 erbauten Ludwigsbahn durchkreuzt wurden, fand die BASF um 1900 unweit ihres Firmensitzes Ludwigshafen billiges Brachland, um darauf eine „Arbeiterkolonie“ für 6.000 Menschen zu planen, quadratisch und gitterförmig angelegt. Es blieb infolge des 1. Weltkrieges bei ersten Anfängen und der 1914 mit der Weiterplanung beauftragte renommierte Städtebauer Theodor Fischer führte mit einer völlig anderen städtebaulichen Philosophie die Straßenzüge fächerförmig geschwungen nach Süden hin sich öffnend fort. Seine „Bogenarchitektur“ und die sich nachbarschaftlich anschmiegenden Gärten sollten „das gesamte Leben der neuen Bürger durchwirken mit dem Ziel der Verbesserung und Verschönerung des Daseins“.

Carl Bosch, der spätere Nobelpreisträger, sah hier den Raum, eine Versuchsstation für die weitere Entwicklung der Stickstoffdünger einzurichten. Heute sind in diesem Forschungszentrum 1.600 Mitarbeiter beschäftigt. Es gab Jahre, in denen über 6.000 Menschen aus aller Welt, darunter 1928 der König von Siam, diese Einrichtung besuchten und dadurch Limburgerhof weltweit bekannt machten. Streng konfessionell halbiert wurden die Koloniehäuser vergeben, und die vom Unternehmen gebaute Kapelle besaß sogar 2 Altäre zum Gebrauch für Katholiken und Protestanten. Diese „Ökumene“ versinnbildlicht den Gedanken einer friedlichen Nachbarschaft, die von Anfang an für diese Gemeinde konstitutiv war.

Auch als später zu den Facharbeitern in großer Zahl hochqualifizierte Forscher hinzukamen, wurde die Haltung gegenseitiger Achtung unter dem Dach „unserer Fabrik“ gelebt. Der zufolge entstand eine lokale Vertrauensstruktur, die den vielen Neuzugezogenen eine willkommene neue Heimat bot. Genauso wie den über 100 donauschwäbischen Familien oder auch den Jugendlichen im „Jugenddorf“ des Christlichen Jugenddorfwerkes, die aus strukturschwachen Gebieten des Saarlandes und Bayern kommend in Ludwigshafen eine Lehre machten. So verbanden sich bis heute Weltoffenheit, Bodenständigkeit und soziale Nähe zu einem Gegenbild zu urbaner Anonymität als auch zu dörflicher Enge.

Der an der mittelalterlichen Mühle am Rehbach liegende kleine Weiler “Rehhütte“ sowie der von Mennoniten vor 300 Jahren gegründete „Kohlhof“ gelten den Limburgerhofern als Kostbarkeiten, die sie in dieser Form erhalten wollen und die sie zugleich sensibel machten für eine behutsame städtebauliche Weiterentwicklung der Gemeinde. Heute sind aus den 2.100 Einwohnern im Jahr 1930 nunmehr über 12.000 Einwohner geworden. Ein mit großer Bürgerbeteiligung entwickelter Flächennutzungsplan ist eine gute Grundlage für alle inzwischen erfolgten und zukünftigen Überplanungen. Denn wie überall gibt es einen steigenden Um- und Ausbaubedarf. In der denkmalgeschützten „Kolonie“, deren Vorgärten inzwischen gerne in Parkplätze oder leere Steingärten verwandelt werden, besteht Handlungsbedarf. Dies gilt auch für eine beginnende „Gentrifizierung“, die der Suche nach bezahlbarem Wohnraum wenig Chancen gibt.

Ihren Namen verdankt die Gemeinde Limburgerhof dem Benediktinerkloster Limburg oberhalb von Bad Dürkheim, ein Geschenk Kaiser Konrads II, auf dessen Wirtschaftsgut später der „Limburger Hof“ als kleines Hofgut entstand. Im kollektiven Gedächtnis der alten „Limburger“ ist ganz besonders das aus diesem Hofgut hervorgehende „Schlösschen“ des Grafen Waldner de Freundstein bewahrt, weil es ab 1902 als Volksschule diente und mit ihm viele Kindheitserinnerungen verknüpft sind. Nur das beherzte Engagement von Wenigen verhinderte, dass dieses Schlösschen nicht abgerissen, sondern in viel ehrenamtlicher Mühe zu einer modernen Kulturstätte saniert wurde. Heute ist das gräfliche Ensemble mit dem gepflegten Park, der von keinem Geringeren als dem Schwetzinger Hofgärtner Johann Michael Zeyher geplant worden war, ein Kleinod in der Gemeinde und erfreut sich lebhafter Nutzung.

Als besonders glücklich darf die Lage der Gemeinde durch ihre Einbettung zwischen dem landschaftsgeschützten Bruchgelände, einem ehemaligen Altrheinarm, dem acht Hektar großen Wald sowie den landwirtschaftlich genutzten Flächen bezeichnet werden. Von hier aus sind die Seen am Rhein oder die Winzerorte an der Haardt mit dem Fahrrad leicht zu erreichen. Die mit 900 ha relativ kleine Gemarkungsfläche der verbandsfreien Gemeinde ist nur zu 42 Prozent bebaut. Es besteht eine bürgerschaftliche Übereinkunft, diese überschaubare und gelungen gewachsene „Kleine Stadt“ baulich nicht wesentlich zu erweitern, sondern sie vielmehr in ihrer inneren sozialen Zukunftsdynamik zu fördern – perspektivisch im Sinne des Limburgerhofer Gemeinwesens als Erfahrungsraum besonders der Kinder.

GemeindewappenSchon aus der Entstehungsgeschichte der Gemeinde ging ein Bemühen um die heute als überdurchschnittlich zu bezeichnende Infrastruktur in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sport hervor. Das Jugendkulturzentrum steht für jugendlich-frischen Elan in der Gemeinde, das Mehrgenerationenhaus für intergenerativen Zusammenhalt, das denkmalgeschützte Kino für Nostalgie. Die Älteren leben hier gerne und pflegen ihr Gemeinwesen als liebgewonnenen Ruhepunkt im Wandel aufgeregter Zeiten. Für die jungen Familien besitzt Limburgerhof eine ungebrochene Anziehungskraft. In diesem Klima gedeiht eine besonnene Ortspolitik, die sich dem guten Ganzen verpflichtet weiß. „Einfach eine schöne Gemeinde“, titelte die RHEINPFALZ vor kurzem.

Bürgermeister Dr. Peter Kern

Weitere Informationen: www.limburgerhof.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 02/2018