Trotz aller Erschwernisse überstand Rodalben den Dreißigjährigen Krieg. Der Ort wuchs stetig weiter und erhielt größere Bedeutung durch die Verlagerung der Verwaltung des Gräfensteiner Amtes nach Rodalben. Das Gebäude wurde – nach Errichtung und Inbetriebnahme der Mozartschule im Jahr 1956 – noch bis vor wenigen Jahren als Förderschule genutzt. Über die künftige Nutzung ist noch nicht abschließend entschieden.
Schuhe aus Rodalben
Die zunehmende Industrialisierung machte auch vor Rodalben nicht halt. So entwickelte sich aus dem einstigen Schuhmacherhandwerk eine Schuhindustrie, die zunehmend das Bild von Rodalben bestimmte. Dies führte dazu, dass sogar eine eigene Gerberei entstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Schuhindustrie noch stärker. Zeitweise gab es mit den Familienbetrieben über 60 Schuhfabriken im Ort. Dies bedeutete bei damals knapp 6.000 Einwohnern, dass jeder 100. Einwohner ein Schuhfabrikant war. 1963 erhielt die Gemeinde Rodalben die Stadtrechte und darf sich seitdem Stadt nennen.
Urlaub im Gräfensteiner Land
Die Stadt Rodalben ist umgeben von einem dichten Netz von Wanderwegen, zum Beispiel dem 44 Kilometer langen Felsenwanderweg. Er führt an bizarren Felsgebilden vorbei, wie dem Bruderfelsen und der Bärenhöhle, der größten Buntsandsteinhöhle in der Pfalz. Wie auch die anderen Gemeinden des Gräfensteiner Landes führt der Gräfensteiner-Land-Radweg mitten durch den Ort. In und um Rodalben laden Buntsandsteinskulpturen namhafter Künstler zur Betrachtung ein.
Neben Sehenswürdigkeiten bietet Rodalben auch gelebte Brauchtumspflege. Schon um 1900 boten Rodalber Bäuerinnen und Hausfrauen auf dem Pirmasenser Wochenmarkt frisches Suppengemüse aus den eigenen Gärten zum Verkauf an. Dabei entwickelten die Rodalber Marktfrauen eine listige Verkaufsstrategie, um gegen die zahlreichen Konkurrentinnen aus Pirmasens bestehen zu können. Sie banden Petersilie, Lauch, Sellerie und Gelbrüben zu einem sogenannten „Grünesputsche“ zusammen und verkauften es zu dem damaligen Preis von drei Pfennigen. Der Verkaufserfolg war auf der Seite der
Rodalber Marktfrauen, was ihnen letztendlich von den neidvollen Konkurrentinnen den Spitznamen „Rodalber Grünesputsche“ einbrachte. Ein Spitzname, der sich bis ins 21. Jahrhundert gehalten hat.
Ein Felsen als Wahrzeichen
Außerhalb der Stadt liegt der Bruderfelsen. Er ist das Wahrzeichen der Stadt Rodalben und thront hoch über der Verbandsgemeindeverwaltung. Am schnellsten erreicht man ihn von der Baumbuschstraße aus über den Otto-Stolz-Pfad. Er liegt
am ca. 44 km langen Rodalber Felsenwanderweg, der den Wanderer an über 120 beeindruckenden Felsmassiven aus Buntsandstein vorbeiführt und als einer der schönsten Rundwanderwege der Pfalz gilt. Der Bruderfelsen ist einer der Höhepunkte dieser Rundtour. Bei ihm handelt es sich um einen typischen Hangfelsen, bei dem Witterung und jahrtausendlange Erosion den sichtbaren Teil zu zwei mächtigen Sandsteinsäulen geformt haben, die sich wie zwei Brüder gleichen. Natürlich
hat er auch seine eigene Geschichte bzw. Sage, in der zwei unversöhnliche Brüder im lange währenden Zweikampf um die Gunst einer Frau letztendlich durch Eiseskälte aus der Erde zu Stein erstarren.
Wachstum geplant
Derzeit zählt Rodalben 7.005 Einwohner und ist Sitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde. Stark haben sich in Rodalben neben Einzelhandel und Handwerk auch Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Dazu gehören neben zwei Banken mehrere Versicherungen, Krankenkassenbüros, Agenturen für Bausparkassen, Gewerbebetriebe, Makler, Supermärkte, drei Apotheken und Transportunternehmen.
Größter Arbeitgeber der Stadt Rodalben ist das St. Elisabeth-Krankenhaus. Insbesondere die orthopädische Abteilung, in
der schon Spitzensportler behandelt wurden, hat einen überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht. Aus wirtschaftlichen
Gründen hat das Krankenhaus jedoch ab dem 01. Januar 2022 mit dem Städtischen Krankenhaus in Pirmasens fusioniert, was zur Folge hat, dass der Standort in Rodalben mittelfristig – nach baulicher Erweiterung in Pirmasens – aufgegeben wird und ein Konzept zur Anschlussnutzung des Gebäudes abgestimmt und ausgearbeitet werden muss.
Und Rodalben besitzt weiteres Potenzial: Zwei Neubaugebiete und ein Gewerbegebiet, auf dessen Areal von 74,5 Hektar
auch ein Photovoltaik Park entstehen soll, deuten auf eine positive Zukunft hin.
Beitrag aus Gemeinde und Stadt 1/2022