Stadt Obermoschel: Behutsame Umnutzung alter Bausubstanz



Seine Bedeutung als altes Amtsstädtchen hat Obermoschel in den letzten Jahrzehnten zwar verloren, als im Zuge der Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz zahlreiche Gemeinbedarfseinrichtungen abgezogen wurden. Die einzige überörtliche Einrichtung ist heute der Landesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Rheinland-Pfalz und die Umweltakademie dieser Schutzgemeinschaft, die Obermoschel landes- und bundesweit bekannt gemacht hat. Die kleine Stadt hat zunehmend die Funktion als Wohngemeinde mit einem guten Dienstleistungsgewerbe übernommen.

Vor vielen Jahren wurde Obermoschel schon als Dorferneuerungsgemeinde anerkannt, die Stadt befindet sich mitten in einer positiven Entwicklung.  Die Neugestaltung des Kirchplatzes und der Kirchstraße, der Ausbau des Marktplatzes mit den angrenzenden Straßen vor dem historischen Rathaus, sind sichtbare Zeugnisse wie man den alten unverwechselbaren Ortskern attraktiv gestalten kann. Durch die Aufnahme in das Städtebauprogramm des Landes Rheinland-Pfalz fließen langfristig viele Fördermittel sowohl für private als auch öffentliche Maßnahmen. Wichtig für die Attraktivität des Städtchens – als Stadtkernsanierungsgemeinde anerkannt - ist die Sicherung der alten Bausubstanz im Innerortsbereich und die Zuführung zu einer zeitgerechten Nutzung. Der unverwechselbare Charakter des alten Stadtbildes, das man über Jahrhunderte gepflegt hat, könnte so erhalten werden. Punktuell wurden alte Fachwerkhäuser (Friedrichstraße) hergerichtet und historische Gebäude restauriert, was für die Fremdenverkehrsbestrebungen stimulierend wirkt. Obermoschel ist - in Funktionsteilung mit Alsenz - Unterzentrum, wobei der Einzugsbereich mit dem Verbandsgemeindegebiet deckungsgleich ist. Das Neubaugebiet „Zu unterst Sauerborn“ bietet noch zwei Bauplätze in städtischem Besitz. Weitere Plätze gehören Privatleuten. Einige Anwesen im Stadtkernsanierungsgebiet stehen zum Verkauf. Der Erwerb solcher Gebäude wird zudem steuerlich stark gefördert und die Renovierung mit bis zu 25 % bezuschusst.

Überregionale Verkehrsanbindungen stellen die Bundesstraßen 420 und 48 sowie die Landesstraße 379 her, an die A 612 gibt es einen Autobahnanschluss, der nächste Bahnhof ist in Alsenz.

Kindergarten und Grundschule, jeweils mit erweitertem Betreuungsangebot, ein  Mehrgenerationen-Sportgelände und eine weitere Sportanlage bilden die öffentliche Infrastruktur, zwei Banken, mehrere Arztpraxen und eine Apotheke  dienen neben Anderem der Versorgung der Bevölkerung. Auch Lebensmittelmarkt, Bäckereien und Fleischereien sowie andere Einzelhandelsgeschäfte sind vorhanden. Fremdenverkehr ist ein Thema in Obemoschel, ein Hotel, fünf  weitere Gastbetriebe mit über 30 Betten in Ferienwohnungen stehen Gästen zur Verfügung. Diese erreichen die Stadt auch über wichtige wander- und Fahrradwege, unter anderem führt der Pfälzer Höhenweg durch Obermoschel. Auch die örtlichen Weingüter bereichern das Angebot. Attraktiv für Gäste und Einwohner gleichermaßen ist die Burgruine Moschel-Landsberg, sie lässt sich sogar für private Feste mieten. Eine echte Rarität stellt das Radiomuseum dar.

Motiviert sind in Obermoschel insbesondere die ortsansässigen Vereine, mehr als zehn an der Zahl. Das hat auch etwas mit nordpfälzischer Lebensart zu tun. Durch die Vereine wird “draußen” für die kleinste pfälzische Stadt geworben. Nur ein Beispiel: die engagierten Modellbaufreunde bringen durch ihre Ausstellungen und Modellbaubörsen in der eigenen Modellbauhalle, viele Hundert, ja Tausende von Besuchern nach Obermoschel und machen andernorts den Raum bekannt, das kommt auch der heimischen Gastronomie zugute. Die Restaurants haben sich auf Fremdenverkehr eingestellt. Auch die beiden Weingüter sind gute Werbeträger für die Stadt und die Region.

Entwicklung im Schutz der Stadtmauer

Bereits 1349 erhielt die Gemeinde die Stadtrechte verliehen, aber sie wurde schon um 900 urkundlich erwähnt. Etwa im 11. Jahrhundert wurde von den Nahegaugrafen die Burg Landsberg erbaut, in deren Schutz die ersten Siedler ihre festen Behausungen gründeten.

Der Standort war für Verkehr und Handel von strategischer Bedeutung, münden hier drei Täler und bilden so einen Mittelpunkt zwischen dem nordpfälzischen Bergland und den Flusstälern von Glan und Nahe. Nach der Stadtwerdung wurde Obermoschel durch eine Ringmauer befestigt, in deren Sicherheit die Bürger, je nach Wohlhabenheit, ihre Gebäude errichteten, die bei einem Rundgang durch die Altstadt auch heute noch beredtes Zeugnis einer aufstrebenden Gemeinde ablegen. Viele der Gebäude sind natürlich behutsam restauriert worden, so auch das Rathaus, das um 1510 erbaut worden ist. Daneben befindet sich die älteste Gastwirtschaft, der Ratskeller. Hier hat im Jahr 1794 der bekannte alemannische Dichter Johann Peter Hebel den unverwechselbaren Obermoscheler Wein genossen. Die Weine der wenigen Obermoscheler Winzer sind über die Grenzen hinaus bekannt. Ihre Reben wachsen meist auf schwer bewirtschaftbaren Steillagen, deren vulkanische Schieferböden zu einem besonderen Charakter beitragen.

Weitere historische Gebäude findet man in der Friedrichstraße, hier wohnte 1645 Pfalzgraf Friedrich Ludwig in einer Notunterkunft, da sein Schloss in Trümmern lag. Das Haus ist allerdings ebenso wenig erhalten geblieben wie die Synagoge, an die eine Gedenktafel erinnert.

Die jüdischen Bürger genossen in Obermoschel hohes Ansehen, was auch dem berüchtigten Räuber „Schinderhannes“ fast zum Verhängnis wurde, weil er glaubte, dass niemand einem Juden beistehen würde. Beim Einbruch in ein jüdisches Haus wurde er von wachsamen Mitbürgern in die Flucht geschlagen. Er entwich durch ein „Törchen“ in der Stadtmauer, deren einzig erhaltener Turm, der Petersturm, bereits im 14./15. Jahrhundert erbaut wurde. Sehenswert sind auch das Schuck'sche Haus, ein klassisches Baudenkmal der Renaissance und der Polnische Hof, dessen Grundstein der Verwalter der Burg Landsberg legte.

Weitere Informationen: www.obermoschel.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 07/2014