Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen: Das Tor zum Westerwald



Ursprüngliches Ziel war es, nach einer vier- bis fünfjährigen Übergangszeit die vier Ortsgemeinden zu einer verbandsfreien Stadt zusammen zu führen. Schon bald zeigte sich, dass die Bürger diesem Vorhaben skeptisch gegenüberstanden und deshalb die Kommunalpolitik dieses Ziel nicht mehr weiter verfolgte.

Keramik, Glas und der Tourismus

Das globale Image von Höhr-Grenzhausen wird durch die Keramik und das Glas bestimmt und geprägt. Zu Beginn der 90er Jahre erlebte das Kannenbäckerland einen herben Einbruch in der keramischen Industrie. Der Verlust von rd. 8oo Arbeitsplätzen in der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen war die Folge. Die leerstehenden Produktionsstätten wirkten sich gleichzeitig negativ auf das Stadt- und Erscheinungsbild aus.

Heute präsentiert sich die Verbandsgemeinde als ein keramischer Kultur-, Bildungs- und Forschungsstandort, der über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist. Produkte aus Keramik und Glas, denen wir auf vielfältige Art im täglichen Leben begegnen und die verkehrsgünstige Lage Höhr-Grenzhausens an der A 48 zwischen den Nord-Süd-Verbindungen A 61 und A 3, waren gute Voraussetzungen für den Ausbau eines aufstrebenden Tourismusstandortes. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Betriebe des Beherbergungsgewerbes 110.000 Übernachtungen in der Verbandsgemeinde. Im Hotel- und Gaststättengewerbe sind rd. 500 Arbeitnehmer beschäftigt. Das Bettenangebot konnte auf rd. 700 Betten erweitert werden. Die Zahlen sowie eine positive Entwicklung der Arbeitslosenquote belegen, dass durch einen enormen Einsatz aller Akteure vor Ort der Strukturwandel von einem monostrukturierten Industriestandort zu einem aufstrebenden Dienstleistungs- und Wohnstandort gelungen ist.

Das wirtschaftliche Rückgrat der Verbandsgemeinde bilden die weltweit operierenden mittelständischen Unternehmen, die zum großen Teil in der dritten Generation von ortsansässigen Familienmitgliedern geführt werden. Insgesamt werden in der Verbandsgemeinde rd. 4.500 Arbeitsplätze angeboten.

Standortfaktor Jugendarbeit

Die Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen hat sich bereits vor 25 Jahren zur offenen Jugendarbeit bekannt und seit dieser Zeit einen hauptamtlichen Jugendpfleger beschäftigt. Im Laufe der Jahre wurde die Jugendarbeit ausgedehnt und durch die Schaffung neuer und von vielen Praktikern als beispielhaft bezeichneten Strukturen ein umfassendes Netzwerk „Jugendarbeit“ aufgebaut. In ihm kommen hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte zusammen, um die Aufgaben zu koordinieren, neue Ideen zu diskutieren und umzusetzen und um schnell bei auftretenden Problemen reagieren zu können.

Im Jahr 1989 wurde ein Verein „Jugendhaus II. Heimat“ e.V. gegründet, dem Stadt und Verbandsgemeinde die offene Jugendarbeit als freiwillige Aufgabe durch Satzung übertragen haben. Die in der Jugendarbeit tätigen Mitarbeiter sind Beschäftigte des Vereins und unterliegen der Dienstaufsicht des Vorstandes, dessen Vorsitzender zur Zeit der Bürgermeister ist. Die Mitwirkung der kommunalen Gremien ist durch einen Genehmigungsvorbehalt des Etats des Jugendhauses gewährleistet.

Dem Jugendhaus sind weiterhin ein Kinderhort, die Schulsozialarbeit an der Hauptschule sowie die Aufgaben einer Streetworkerin übertragen worden. Durch diese enge Vernetzung ist sichergestellt, dass Informationen in den Teambesprechungen, an denen der Bürgermeister und ein Verwaltungsmitarbeiter teilnehmen, schnell und direkt ausgetauscht werden. Die mit dieser Organisation verbundenen Synergien beim Mitarbeitereinsatz haben sich hervorragend bewährt. Zu Beginn eines Jahres werden gemeinsam die Ziele definiert und vereinbart. Ein wichtiges Ziel war die Schaffung eines umfassenden Betreuungsangebotes für Kinder und Jugendliche in allen Ferien. Dieses Ziel wurde im vergangenen Jahr zu 100 % umgesetzt. Die Ferienfreizeit wird von Mitarbeitern des Jugendhauses betreut. Die Eltern übernehmen die Kosten für das Mittagessen und zahlen anteilige Sachkosten.

Das Konzept des Jugendhauses beinhaltet ein Angebot von generations-übergreifenden Veranstaltungen und Kursen. Das Angebot reicht von Koch- über Sprach- bis hin zum PC-Kursen für Jugendliche und Erwachsene. Durch die vielfältigen Nutzergruppen erfreut sich das Jugendhaus einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung. Seit einigen Monaten betreibt das Jugendhaus eine Tanzschule, nach dem die Jugendlichen einen entsprechenden Bedarf angemeldet hatten. Die Kurse dienen gleichzeitig der Integration von jugendlichen Ausländern und Aussiedlern. Die Einrichtung der Tanzschule wurde als LOS-Mikroprojekt (Lokales Kapital für soziale Zwecke) aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. Zur Finanzierung der laufenden Kosten werden Teilnehmerbeiträge erhoben.

Der Gesamtetat des Vereins Jugendhaus II. Heimat schließt in Einnahmen und Ausgaben von rd. 300.000 Euro ab. Die nicht durch Zuschüsse, Mitglieds- und Teilnehmerbeiträge gedeckten Kosten übernehmen Stadt (100.000 Euro) und Verbandsgemeinde.(65.000 Euro) .

Höhr-Grenzhausen und die Zukunft

Für die Zukunft gilt es, den Bildungs- und Forschungsstandort Keramik und Glas auszubauen. In dem Bildungs- und Forschungszentrum Keramik und Glas sind die vor Ort tätigen Einrichtungen, Schulen und Institute zusammengefasst. Zu ihm gehören die Fachhochschule mit dem Fachbereich „Werkstofftechnik, Glas, Keramik“, die Fachschule für Keramik, das Institut für künstlerische Keramik und Glas, das Institut für anorganische Werkstoffe –Glas- Keramik, das CeraTechCenter als Existenzgründerzentrum sowie das Keramikmuseum Westerwald. Alle Einrichtungen verfügen über hervorragende Kontakte zu ausländischen Partnern.

Mit der Ansiedlung des Deutschen Instituts für Feuerfest und Keramik (DIFK) und einer Zusammenarbeit mit den vorhandenen Instituten, wird sich in Höhr-Grenzhausen ein Europäisches Zentrum für keramische Technologien entwickeln.

Positive Auswirkungen verspricht sich die Verbandsgemeinde auch von der im Jahr 2011 in Koblenz (14 km entfernt) stattfindenden Bundesgartenschau.

Weitere Informationen: www.hoehr-grenzhausen.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 02/2008