Ortsgemeinde Oberdreis: In Oberdreis ziehen alle an einem Strang


Die Gemeinde ist in ihrer Erwerbsstruktur eher als Wohn- und Pendlergemeinde zu bezeichnen. Neben einigen landwirtschaftlichen Betrieben existieren allerdings auch einige Handwerksbetriebe.
Nördlich von Oberdreis befindet sich der Ortsteil Lautzert. Im Süden liegt der Ortsteil Dendert. Die Gemarkung Oberdreis ist durch den Dreisbach und dessen Zuläufe geprägt. Sämtliche Gewässer befinden sich in einem naturnahen, gut bepflanzten Zustand und genießen dadurch eine besondere Attraktivität.

Poststelle und mobiler Lebensmittelladen

Die Ortsgemeinde Oberdreis verfügt an Einrichtungen zur Grundversorgung über eine Poststelle in der örtlichen Töpferei. Doch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung muss ein wichtiges Ziel der Ortsgemeinde die Verbesserung des Angebots sein, insbesondere für nicht motorisierte Bürger. Und das ist die Situation: Die nächsten Geschäfte mit Waren des täglichen Bedarfs, Verbrauchermärkte, Tankstellen oder Apotheken befinden sich in Puderbach oder Altenkirchen. Ein Arzt sowie Zahnarzt befinden sich im einige Kilometer entfernten Steimel und Puderbach. Immerhin: Ein mobiler Lebensmittelhändler fährt seit 2015 einmal wöchentlich durch die Ortsgemeinde.
Bereits auf hohem Niveau zeigt sich hingegen das Kulturangebot – gleich 18 Vereine prägen das gesellschaftliche Leben der Ortsgemeinde. Sportliche, kulturelle, musikalische und kirchliche Gruppen sind ortsteil- und vereinsübergreifend aktiv. Eine Vielzahl von Veranstaltungen, oftmals gemeinschaftlich organisiert, bereichert ganzjährig das Gemeindeleben. Durch die gemeinsame Nutzung des Gemeindezentrums in Oberdreis wurde diese Zusammenarbeit sogar noch intensiviert. Ursprünglich zwei unterschiedliche Einrichtungen, entstand aus Gemeindehaus und kommunalem Bürgerhaus das „Gemeindezentrum Ahl Schul“. Zuvor wurde das Gebäude generalsaniert und großzügig erweitert.

Neben den „alten“ Vereinen entstehen auch neue. Die „Young- & Oldtimerfreunde Oberdreis“ veranstalten jährlich ein großes Treffen, zu dem mittlerweile mehr als 1.500 Besucher kommen. Auch die Dorfjugend beteiligt sich an vielen Aktionen und ist wichtiger Bestandteil des örtlichen Veranstaltungsprogramms. Engagement ganz konkret: Erstmals fand 2017 ein Bobbycar-Rennen statt.

Themenweg als Ergebnis der Dorfmoderation

Im Rahmen der Dorfmoderation hatten sich Politik und Bürgerschaft zum Ziel gesetzt, besonders charakteristische, ökologische, geschichtliche, wirtschaftliche und ortsprägende Punkte in der Ortsgemeinde herauszustellen, zu kartieren, teilweise zu sanieren oder zu pflegen und in einem Rundweg den Bürgerinnen und Bürgern sowie Gästen erlebbar zu machen. Daraus entstand der Themenweg, der durch viele Mitstreiter theoretisch erarbeitet und praktisch umgesetzt wurde. Mehr als ein Jahr arbeiteten Oberdreiser Bürger an diesem Projekt, ehe eine gemeinsame Erstbegehung in großer Gruppe das Werk vollendete.
Im Nachgang zur Aktion „Themenweg“  konnte in einer weiteren gemeinsamen Kraftanstrengung mit der Ortsgemeinde Roßbach auch die alte „Grenzeiche“ ökologisch saniert und freigestellt werden. Sie grüßt seither wieder bestens sichtbar  am Wanderweg „Rund um Oberdreis“ die Vorbeikommenden. Überhaupt die Natur: Am örtlichen Kaisergarten thront die namensgebende „Kaisereiche“. Auch dieses Naturdenkmal unterliegt der regelmäßigen Pflege und genießt den Ruf eines prominenten Treffpunktes. Und wen es schon einmal hinauszieht: Seit 2009 bietet der zuständige Förster Aktionen und Wanderungen zum Naturschutz an, die auch von Einheimischen gerne genutzt werden. Darunter fallen auch Baumschnittkurse oder Wanderungen mit Nachbargemeinden durch die umliegenden Landkreise.

Im Ortsteil Oberdreis steht eine evangelische Kirche, deren Grundsteinlegung auf die Zeit um das Jahr 1000 zurückgehen könnte – die erste urkundliche Erwähnung datiert allerdings auf 1253. Der Kirchturm stürzte 1763 ein, worauf zwischen 1792 und 1795 das Kirchgebäude im spätbarocken Stil fast komplett neu errichtet wurde. Einzig der Turmunterbau ist bis heute Zeuge des alten Gebäudes.

Am Mühlbach, der wenige Meter weiter in den Dreisbach fließt, gibt es eine historische Ölmühle, in der unter anderem Bucheckern der umgebenden Buchen gemahlen wurden und aus Leinsamen Öl gewonnen wurde. Die Ölmühle ist heute nicht mehr in Betrieb, aber dank ihrer Lage und der traditionellen Fachwerkbauweise (Eichenfachwerk) eine der Oberdreiser Sehenswürdigkeiten.

Die Mühle wurde früher „Owerdresser Ollichsmüll“ genannt und ist ungefähr 300 Jahre alt. Die stempelbetriebene Keilpresse, der Königsstuhl und der Kollergang sind noch gänzlich erhalten. Das Wasserrad wurde vom Wasser des Dreisbaches angetrieben. Mit seiner Trockenlegung begann das Gebäude zu verfallen. 1980 wurden Dach und Inneneinrichtung erneuert, drei Jahre später ein neues metallenes Wasserrad verbaut. Außerdem wurde der Kennel am Wasserrad mehrmals erneuert. Das Ergebnis ist eine exzellent erhaltene Sehenswürdigkeit.

Zu den wichtigsten und ehrwürdigsten Naturdenkmälern des Kreises Neuwied gehört der Beilstein in Oberdreis. Vor einigen Jahren wurde an der Nordseite des Vulkankegels noch Basalt gebrochen. Heute ist der Beilstein nicht mehr direkt an das Wegenetz angeschlossen, sondern liegt einige Meter abseits. Während er von einer Seite einfach zu besteigen ist, kann sich an der gegenüberliegenden Seite abgeseilt werden – eine von mehreren Attraktionen in Oberdreis.

Weitere Informationen: www.oberdreis.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 05/2018