Wärme von daheim


Mit gewonnenem überschüssigem Strom unterhält die Ortsgemeinde ein elektrisches „Bürgerauto“. Den Kern des Projekts bildet eine 100 % regenerative Nahwärmeversorgung, die auf der Basis von Holzhackschnitzeln und Solarthermie erfolgt. Bei Projektabschluss waren fast 90 Gebäude in der Ortsgemeinde Gimbweiler an das Wärmenetz angeschlossen. In Zukunft sollen zehn Neubauten hinzukommen. Die Maßnahme wird durch die regenerative Bereitstellung des Strombedarfs zum Anlagenbetrieb über eine Photovoltaikanlage und einen Batteriespeicher ergänzt.

ahwärmeversorgung weithin sichtbar: Zwei Pufferspeicher für je 50.000 Liter Wasser. Fotos: Matthias Röc

Mega-Projekt für Gimbweiler

Die Gemeinde Gimbweiler setzt seit über 15 Jahren nachhaltige Projekte im Bereich der Energieeffizienz um. Windräder und Solaranlagen sind seit den 90er-Jahren ein Thema in der Region, doch erst in der jüngeren Vergangenheit wurde es konkret: Nahwärme könnte sich als eine riesige Chance für den kleinen Ort entwickeln. Und das tat es auch. Vor sieben Jahren führte das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) eine technische und wirtschaftliche Machbarkeitsstudie zur regenerativen Nahwärmeversorgung durch und bescheinigte Gimbweiler beste Voraussetzungen.

Nach dem Beschluss zur Umsetzung des Modellprojekts „Gemeinde Gimbweiler – Kommunale Ansätze zur Sektorenkopplung“ wurde im Jahr 2017 mit der Klärung der rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen begonnen. Dabei konnten zur Finanzierung des Modellprojekts erfolgreich Mittel aus der Nationalen Klimaschutzinitiative beantragt werden. Weil eine Förderung der Hausanschlüsse hierbei jedoch nicht möglich war, wurden ergänzend Zuwendungen aus dem rheinland-pfälzischen Förderprogramm ZEIS und dem KfW-Programm 271 beantragt. Damit nicht genug, die Antrags-Odyssee ging munter weiter. Durch die Zuwendungen der KfW-Bankengruppe und des Landes konnte den Nahwärmekunden letztlich eine wirtschaftliche Installation der Hausanschlussleitungen und Wärmeübergabestationen ermöglicht und die erfolgreiche Projektumsetzung entscheidend unterstützt werden. Rückblickend wähnt sich Bürgermeister Gerd Linn hochzufrieden, aber immer noch erschöpft: „Wenn alle Ortsgemeinden das machen würden, wären die Verbandsgemeinden erst einmal lahm gelegt“, bilanziert er den enormen Verwaltungsaufwand. Dass es ohne die Verbandsgemeinde nicht geht, war allen Beteiligten rasch klar. Nur so konnte das Mega-Projekt gestemmt werden. Aller Aufwand hat sich gelohnt: Ende 2018 begann die Ausschreibungsphase, im Folgejahr war Baubeginn. Im Frühjahr 2020 konnte die regenerative Nahwärmeversorgung schließlich ans Netz gehen.

Nahwärme für Gimbweiler

Der hohe solare Deckungsanteil (> 20 %) unterstreicht den innovativen Charakter des Vorhabens. Die Einbindung eines lokalen Brennstofflieferanten und Netzbetreibers steigert zudem die regionale Wertschöpfung. Dem ganzheitlichen Ansatz folgend wurde auch eine Photovoltaik-Freiflächenanlage errichtet. Besonders praktisch, denn so kann der benötigte Strom zum Anlagenbetrieb gleich vor Ort erzeugt werden. Mit positivem Nebeneffekt: Zur effizienten Strombereitstellung und -nutzung gehört ein Batteriespeicher, der überschüssigen Strom zum Laden des gemeindeeigenen E-Fahrzeugs liefert.
Ergänzend wurden der Energielehrpfad „Energieweg Gimbweiler“ und eine projektspezifische Webseite eingerichtet. Die Anlagen (Heizzentrale) stehen künftig für Besichtigungen zur Verfügung. Auf diese Weise soll eine Replizierung auf andere Gemeinden, sowohl Kommunen in der Region als auch bundesweit, forciert werden.

Die Ortsgemeinde Gimbweiler gehört zur Verbandsgemeinde Birkenfeld und befindet sich in direkter Nähe zur saarländischen Grenze. Mit knapp 400 Einwohnern zählt das „Bioenergie-Dorf“ zu den kleinen Kommunen des Landes und hat sich in den letzten Jahrzehnten als gut aufgestellter Wohnort einen Namen gemacht. Inmitten der hügeligen Ausläufer des Hunsrücks gelegen lockt die Gemeinde mit ihrer innovativen Nahwärmeversorgung und einem attraktiven Neubaugebiet.