Simmern - Die Stadt des Schinderhannes


Nach der Zerstörung der Stadt 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg sind nur wenige Teile der alten Stadtmauer, ein Eckturm (Bastion am Römerberg) hinter der Stephanskirche und ein Pulver- und Gefängnisturm, in dem 1799 der Räuberhauptmann Schinderhannes gefangen gehalten wurde, erhalten. Der Wiederaufbau der Stadt begann am Ende des 17. Jahrhunderts.

Dabei diente der alte Stadtgrundriss als Vorbild. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wächst die Stadt über die ehemalige Mauergrenze hinaus. Vor allem nach 1945 vergrößerten sich Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete. Als Kreisstadt war und ist Simmern Standort sämtlicher Verwaltungseinrichtungen, Banken, Schulen und Behörden. Als Marktstadt, als Einkaufs- und Handelszentrum, als Standort für Handel, Handwerk und Gewerbe sowie als Zentrum für medizinische Versorgung erfüllte und erfüllt Simmern eine zentrale Funktion auf der Hochfläche zwischen Nahe, Rhein und Mosel.

Rund um den Schinderhannesturm

Heute ist der Schinderhannesturm das Wahrzeichen der Stadt Simmern. Nach seiner Renovierung ist der Turm ein Teil des Hunsrück-Museums und gleichzeitig Veranstaltungs- und Ausstellungsraum. Rund um die Stephanskirche am Fruchtmarkt
lädt ein Rundgang ein, der entlang der alten Stadtmauer bis zum Schinderhannesplatz führt. An der Ostecke der ehemaligen Stadtbefestigung erhebt sich jener Turm, der ursprünglich als Pulvermagazin und Gefängnisraum diente. Als eines
der wenigen Gebäude überstand er den großen Brand und die Zerstörung von 1689. Das steile, barocke Kegeldach sowie die westliche Freitreppe erhielt der Turm 1750. Seinen Namen trägt er nach dem berühmt-berüchtigten Räuber Johannes Bückler, genannt „Schinderhannes“. Nach seiner Gefangennahme Ende Februar 1799 in Schneppenbach wurde er nach Simmern gebracht und dort inhaftiert. In der Nacht vom 19. auf den 20. August 1799 gelang ihm die Flucht aus dem
bis dahin als ausbruchssicher geltenden Turm. Im ehemaligen Verließ vermitteln Exponate und Ausstellungsstücke
anschauliche Eindrücke rund um das Thema Schinderhannes.

Baden im Bachlauf

Neben historischen Bezugspunkten hat Simmern auch ein großes Spektrum an Freizeiteinrichtungen. Schon seit 1926 verfügt die Stadt mit dem ehemals größten künstlichen Freibad in der damaligen Rheinprovinz über eine besondere Freizeitattraktion.

Eine Attraktion, die bis heute Bestand hat und die Besucher aus unterschiedlichen Gründen in die Stadt lockt. Ob Anhänger des nassen Elementes, Aktivsportler oder Naturliebhaber – Simmern bietet mit dem größten Naturfreibad von Rheinland-Pfalz, das noch durch einen natürlichen Bachlauf gespeist wird, einen Anziehungspunkt für Jung und Alt. Aber auch Naherholungsangebote wie der Simmersee vor den Toren der Stadt, der Wingertsberg mit seinen Freizeiteinrichtungen und die Simmerbachaue sorgen für ein reichhaltiges Freizeitprogramm.

Ein weiterer Schwerpunkt ist das Wandern: Die drei „Traumschleifen“ Domblick, Klingelfloß und Soonwald sind als Premiumwanderwege klassifiziert. Für passionierte Radler bietet der Schinderhannes-Radweg eine abwechslungsreiche
Fahrt durch Simmern und die angrenzende Region.

Wer es gemächlicher mag, den empfängt das Hunsrück-Museum oder die Bücherei im Schloss. Zur Orientierung über das vielfältige Angebot lohnt sich immer eine Visite bei der Infostelle des Naturparks Soonwald-Nahe und in der Tourist-
Info im Neuen Schloss.

Kultur auf dem Schloss

Das Jahreskulturprogramm bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen. Ob Klassik oder Moderne, Theater oder Ausstellungen im Neuen Schloss, der Hunsrückhalle und im Schinderhannesturm. Herausragend zeigt sich hierbei das Neue Schloss, die mittelalterliche Burg Simmern. Sie wurde im 15. Jahrhundert zur Residenz der Simmerner Herzöge ausgebaut, aber
bereits 200 Jahre später im Pfälzischen Erbfolgekrieg gänzlich zerstört.

Das jetzige Neue Schloss entstand Anfang des 18. Jahrhunderts. Das Gebäude besteht aus einem Hauptbau mit zwei vorgezogenen Seitenflügeln im klassizistischen Stil. Nachdem im Jahre 1802 Napoleon das Schloss der Stadt schenkte, fand es Verwendung als Gericht, später als Schule, Garnison, Arresthaus und Dienstwohnung.

Heute bündelt das Neue Schloss zahlreiche Attraktionen. Es befinden sich im Gebäude ein Festsaal mit Foyer und Küche, das Hunsrück-Museum, das Fotoarchiv der Stadt Simmern und Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen, die städtische
Bücherei im Schloss, das Trauzimmer, die Tourist-Information sowie die Kunstsammlung des berühmten Malers und Bildhauers Friedrich Karl Ströher.

Weitere Informationen: www.simmern.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 2/2022