Zukunftskommunen ausgezeichnet: Bleckhausen, Flörsheim-Dalsheim, Jugenheim und Gimbweiler erhalten Preis des Gemeinde- und Städtebundes für das kommunale Ehrenamt


„In den Gemeinden und Städten vor Ort werden das Leben und die Zukunft maßgeblich gestaltet. Viele kommunale Verantwortliche beschreiten für ihren Ort neue Wege und wagen sich an bisher unangetastete Herausforderungen heran. Wir freuen uns sehr, dass sich zahlreiche Gemeinden und ehrenamtlich geführte Städte für den Preis beworben haben und zeigen konnten, wie sie trotz begrenzter Mittel effiziente Lösungen gefunden und einfallsreiche Projekte umgesetzt haben“, betonte der Vorsitzende des GStB, Bürgermeister Ralph Spiegler, anlässlich der feierlichen Auszeichnung der Gewinnergemeinden.

Die Preisträger des kommunalen Zukunftspreises sind die Ortsgemeinde Bleckhausen, die Ortsgemeinde Flörsheim-Dalsheim, die Ortsgemeinde Jugenheim und die Ortsgemeinde Gimbweiler. Die Auswahl erfolgte durch eine Jury, der Fachleute aus der Praxis angehören. Jury-Mitglieder waren Hendrik Hering, MdL (Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz), Dr. Gerd Landsberg (Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes) und Gernot Ludwig (SWR-Journalist). Die Preisverleihung fand am 7. November 2022 im Rahmen der Jubiläums-Mitgliederversammlung des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz statt.

Ortsgemeinde Bleckhausen (Vulkaneifel) – Gewinnerin der Kategorie „Nachhaltigkeit“

Die Ortsgemeinde Bleckhausen überzeugte die Jury mit einem vielfältigen und vielschichtigen Angebot an innovativen Ansätzen zum Thema Nachhaltigkeit in einem Ort mit gerade einmal 292 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die erhebliche Bandbreite der Projekte reicht von Dorfhühnern (auch unter Einbeziehung der frühkindlichen Bildung in der Kita, aber auch älterer, nicht mehr mobiler Menschen) über Dorfbienen auf dem Mehrgenerationenplatz, einer „Insektenoase Vulkaneifel“ mit Bienenweiden und Blühstreifen, Streuobstwiesen, bei der jedem Kind unter 18 Jahren ein Baum geschenkt und so eine Bindung zum Ort vertieft wird, bis hin zu einem regelmäßigen Büchertisch und einem Dorfmarkt für regionale Lebensmittel und Erzeugnisse. Bleckhausen hat sich zudem dem wichtigen Thema Holz angenommen. So können Weihnachtsbäume aus heimischem Anbau erworben werden, die Waldbewirtschaftung greift zudem den Aspekt der Waldpädagogik mit auf und es entstehen erste Häuser, die mit heimischem Holz gebaut werden. Eine PV-Anlage auf dem Gemeindehaus rundet den Ansatz, im Einklang mit Natur und Tierwelt zu leben, ab.

Die Ansätze können gut von anderen Kommunen übernommen werden und das Dorfhühnerprojekt hat bereits Nachahmer gefunden.


Ortsgemeinde Flörsheim-Dalsheim (südl. Rheinhessen) – Gewinnerin der Kategorie „Miteinander vor Ort – Bürgerkommunikation“

Mit einer Webseite inklusive Rund-um-die-Uhr-Chat-Bot und einem Podcast direkt im Anschluss an die Gemeinderatssitzung überzeugte die Ortsgemeinde als moderne und einwohnerfreundliche Kommune die Jury. 

Flörsheim-Dalsheim hat gezeigt, dass die Nutzung neuer Formate zur Bürgerkommunikation keine Angelegenheit nur für große Städte und Gemeinden ist. Nach dem Prinzip des Ortsbürgermeisters „Information dient der Deeskalation“ beantwortet er Fragen über den Chat Bot zeitnah. Der  kurze Informationsweg wird in beide Richtungen genutzt.  So konnte die Gemeinde während des Lockdowns durch online durchgeführte Austauschrunden unter dem Motto „Flörsheim-Dalsheim gemeinsam gestalten“, gut auf die Anliegen ihrer Einwohnerinnen und Einwohner reagieren und mit ihnen in Verbindung bleiben. Mittlerweile ist aus dieser Runde in der analogen Welt neben einer ehrenamtlichen Verschönerungsgruppe auch ein Spielplatzneubau hervorgegangen. Auch unter touristischen Aspekten konnte der Weinort bereits von dem Rund-um-die-Uhr-Chat profitieren, in dem Tagesausflügler schnell über interessante Einkehrmöglichkeiten oder Sehenswürdigkeiten informiert werden.


Ortsgemeinde Jugenheim (Rheinhessen) – Gewinnerin der Kategorie „Ortsbelebung – analog und digital“

In der Kategorie Ortsbelebung wurde die Ortsgemeinde Jugenheim ausgezeichnet. Der rheinhessische Ort mit 1.622 Einwohnerinnen und Einwohnern begleitet die demografische Entwicklung innovativ und vorausschauend, indem verschiedenste Bevölkerungsgruppen eingebunden und neben dem Thema der Nahversorgung mit Lebensmitteln vor allem das wichtige Zukunftsthema Wohnformen aufgegriffen werden. Anstatt eines Neubaugebietes „auf der grünen Wiese“ wird mit dem Wohnquartier „Wohnhöfe Jugenheim“ der Ansatz „ein Dorf im Dorf“ als Mehrgenerationenprojekt verfolgt. Dabei wird ein Ausgleich geschaffen zwischen Geschossbau und einem Miteinander wohnen (gemeinsamer Hof, Gemeinschaftsflächen im Außenbereich mit Aufenthaltscharakter und zusätzlichem Gemeinschaftsplatz und -haus). Moderne und nachhaltige Energie- und Mobilitätskonzepte durch ein eigenes Blockheizkraftwerk, Car-Sharing-Angebote und ein Glasfaseranschluss runden das „Dorf im Dorf“ ab.

Gleichzeitig konnte in unmittelbarer Nähe über einen CAP-Markt die örtliche Lebensmittelversorgung gesichert und ein Angebot regionaler Produkte geschaffen werden. Die Finanzierung erfolgt über die Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen (gpe) als Betreiber, die EDEKA-Handelsgruppe (Warensortiment und Belieferung) und die Ortsgemeinde (kostenlose Bereitstellung des Landesgebäudes und Beteiligung an Instandhaltungsmaßnahmen). In Kooperation mit der Ortsgemeinde wird ein Lieferservice angeboten.

Der demografische Ansatz wird zudem über das Vereinsleben, das die Inklusion und Mobilisierung älterer Menschen mit in den Fokus nimmt, verfolgt.


Ortsgemeinde Gimbweiler (Birkenfeld) – Gewinnerin des Sonderpreises

Neben den drei ausgeschriebenen Kategorien wurde zudem die Ortsgemeinde Gimbweiler mit einem Sonderpreis für das Modellprojekt zur nachhaltigen Verbindung der Sektoren Wärme, Strom und Mobilität mit dem Fokus auf der regenerativen Wärmeversorgung und dem mitgedachten Mobilitätsansatz eines Elektro-Autos mit Fahrdienst ausgezeichnet. Die Jury hat das Projekt als preiswürdig ausgewählt, weil es aufgrund der nachhaltigen Wärmeversorgung ein wichtiges Zukunftsthema ist und dauerhaft und konzeptionell angelegt ist. Aufgrund der Energiekrise hat das Projekt nochmals eine besondere Bedeutung erlangt und soll als Anregung für andere Gemeinden und Städte stehen.

Auch wenn Projekte dieser Art nicht allein über das kommunale Ehrenamt gestemmt werden können, sondern auch die Verbandsgemeinde mit gefordert ist, können diese Projekte nur über das kommunale Ehrenamt existieren. Denn die Initiative geht stets von der Ortsgemeinde aus und hier müssen die Anlagen errichtet werden. 


Pressemitteilung des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz vom 07.11.2022